Die Wutphase bei Kleinkindern richtig begleiten

Vorbeugende Maßnahmen für einen harmonischen Familienalltag: Strategien zur Vermeidung von Wutausbrüchen bei Kindern

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Was ist die Wutphase bei Kleinkindern?

Die sogenannte "Wutphase" bei Kleinkindern ist eine normale und wichtige Entwicklungsphase, die viele Kinder im Alter von etwa 1,5 bis 4 Jahren durchlaufen. In dieser Zeit können Kinder plötzlich und heftig wütend werden, oft ohne ersichtlichen Grund. Das kann für uns Eltern sehr herausfordernd sein, aber es ist wichtig zu verstehen, dass dies ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung ist.

Während dieser Phase lernen Kinder, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und auszudrücken. Sie haben noch nicht die sprachlichen Fähigkeiten, um ihre Emotionen angemessen zu kommunizieren, daher äußert sich ihre Frustration oft in Form von Wutausbrüchen. Es ist wichtig, geduldig zu bleiben und dem Kind zu helfen, seine Gefühle zu verstehen und zu benennen.

Es ist entscheidend, die Wutphase eures Kindes angemessen zu begleiten, da dies einen großen Einfluss auf seine spätere Entwicklung hat. Wenn Kinder lernen, ihre Wut auf gesunde Weise zu regulieren und auszudrücken, können sie wichtige Fähigkeiten wie Selbstkontrolle, Empathie und soziale Kompetenzen entwickeln. Dies hilft ihnen nicht nur im Umgang mit ihren eigenen Emotionen, sondern auch in der Interaktion mit anderen.

Indem wir als Eltern einfühlsam und unterstützend reagieren, können wir unseren Kindern helfen, diese Phase zu überwinden und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Es ist auch wichtig, selbst Ruhe zu bewahren und sich bewusst zu machen, dass diese Phase vorübergehen wird.

Eine angemessene Begleitung während der Wutphase kann auch im späteren schulischen Kontext dazu beitragen, emotionalen und sozialen Förderbedarf vorzubeugen. Kinder, die gelernt haben, ihre Wut zu kontrollieren, sind in der Lage, konstruktiv mit Konflikten umzugehen, was zu einem positiven sozialen Umfeld in der Schule beiträgt. Sie können besser mit Frustration umgehen, was ihre Lernfähigkeit und ihr Selbstvertrauen stärkt.

Indem ihr euer Kind während der Wutphase unterstützt, ihm zeigt, wie es seine Emotionen ausdrücken kann und ihm alternative Bewältigungsstrategien vermittelt, legt ihr den Grundstein für eine gesunde emotionale Entwicklung und fördert seine sozialen Kompetenzen. Dies wird ihm nicht nur im schulischen Umfeld, sondern auch im späteren Leben von großem Nutzen sein.


Was kannst du tun, um präventiv einem Wutausbruch vorzubeugen?

  • Routine und Struktur: Kinder fühlen sich sicherer und stabiler, wenn sie eine klare Routine und Struktur haben. Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind regelmäßige Mahlzeiten, ausreichend Schlaf und genügend Zeit für Spiel und Entspannung hat.
  • Vorhersehbare Übergänge: Kinder können Wutausbrüche haben, wenn sie abrupt von einer Aktivität zur nächsten wechseln müssen. Geben Sie Ihrem Kind Vorwarnungen und Zeit, um sich auf den bevorstehenden Übergang vorzubereiten. Zum Beispiel können Sie sagen: "In 5 Minuten werden wir das Spiel beenden und uns auf das Abendessen vorbereiten."
  • Wahlmöglichkeiten geben: Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, um ein Gefühl von Kontrolle zu haben. Zum Beispiel können Sie sagen: "Möchtest du zuerst draußen spielen oder dein Zimmer aufräumen?"

Wenn das Kind sich zuerst fürs Spielen entscheidet und dann nicht aufräumen möchte, können Sie folgendermaßen reagieren:

  • Bleibt ruhig und geduldig.
  • Erinnert euer Kind daran, dass es sich zuvor für das Aufräumen entschieden hat und dass es wichtig ist, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.
  • Bietet Unterstützung an und macht das Aufräumen zu einer gemeinsamen Aufgabe. Sagt zum Beispiel: "Lass uns zusammen dein Zimmer aufräumen. Ich helfe dir dabei und wir können es schneller erledigen."
  • Brecht die Aufgabe in kleinere Schritte auf und gebt eurem Kind klare Anweisungen, um Überforderung zu vermeiden. Zum Beispiel: "Lass uns zuerst die Spielsachen in die Kiste legen und dann die Bücher ins Regal stellen."
  • Lobt euer Kind für seine Bemühungen und Fortschritte beim Aufräumen des Zimmers. Positive Verstärkung kann dazu beitragen, dass euer Kind motiviert bleibt und das Aufräumen als positive Erfahrung wahrnimmt.

4. Emotionale Unterstützung: Helft eurem Kind dabei, seine Emotionen zu erkennen und zu benennen. Ermutigt es, über seine Gefühle zu sprechen und bietet Unterstützung an, wenn es sich gestresst oder überfordert fühlt.

5. Konfliktlösung fördern: Lehrt eurem Kind alternative Wege, um Konflikte zu lösen und mit Frustration umzugehen. Zeigt ihm, wie man Gefühle ausdrückt, Kompromisse findet und respektvoll miteinander kommuniziert.

6. Selbstregulation fördern: Helft eurem Kind dabei, Selbstregulationsfähigkeiten zu entwickeln, wie zum Beispiel tiefes Durchatmen, Entspannungstechniken oder das Zählen bis 10, um sich zu beruhigen.

7. Positive Verstärkung: Lobt und belohnt euer Kind für sein angemessenes Verhalten und den Umgang mit Frustration. Positive Verstärkung kann dazu beitragen, dass euer Kind motiviert ist, alternative Verhaltensweisen zu zeigen.

Indem du diese präventiven Maßnahmen umsetzt, kannst du dazu beitragen, dass dein Kind besser mit Frustration umgehen kann und Wutausbrüche vermieden.


Wie sollst du dich bei einem Wutausbruch verhalten?

  • Ruhe bewahren: Wenn dein Kind einen Wutausbruch hat, ist es wichtig, dass du selbst ruhig bleibst, um die Situation nicht weiter zu eskalieren. Zum Beispiel, wenn dein Kind sich weigert, ins Bett zu gehen und anfängt zu schreien, kannst du ruhig bleiben und mit sanfter Stimme erklären, dass es Zeit ist, zu schlafen. Du kannst auch alternative Entspannungstechniken wie gemeinsames Lesen oder eine beruhigende Massage anbieten.
  • Gefühle deines Kindes ernst nehmen: Zeige Verständnis für die Gefühle deines Kindes, auch wenn du das Verhalten nicht gutheißt. Wenn dein Kind wütend wird, weil es sein Spielzeug teilen soll, kannst du sagen: "Ich verstehe, dass du frustriert bist, weil du dein Spielzeug gerne für dich hättest. Lass uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, wie wir beide zufrieden sein können."
  • Unterstützung bieten: Biete deinem Kind Trost und Nähe, um ihm zu zeigen, dass du für es da bist. Wenn dein Kind frustriert ist, weil es ein Puzzle nicht lösen kann, kannst du ihm helfen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Du kannst sagen: "Ich sehe, dass du frustriert bist. Lass uns zusammenarbeiten und eine andere Herangehensweise finden, um das Puzzle zu lösen."
  • Klare Grenzen setzen: Es ist wichtig, dass du klare Grenzen für dein Kind setzt und konsequent bleibst. Wenn dein Kind beim Einkaufen einen Wutanfall bekommt, weil es ein Spielzeug haben möchte, kannst du erklären, dass es das Spielzeug nicht bekommen kann und ihm stattdessen eine Alternative anbieten. Du kannst sagen: "Ich verstehe, dass du das Spielzeug haben möchtest, aber wir haben uns entschieden, keine Spielzeuge zu kaufen. Wie wäre es stattdessen mit einem gemeinsamen Ausflug in den Park?"
  • Emotionale Regulation unterstützen: Hilf deinem Kind dabei, seine Emotionen zu erkennen und zu benennen. Wenn dein Kind wütend ist, weil es keine Süßigkeiten essen darf, kannst du ihm helfen, seine Gefühle zu benennen und ihm alternative Optionen anbieten. Du kannst sagen: "Ich verstehe, dass du enttäuscht bist, dass du keine Süßigkeiten essen darfst. Wie wäre es stattdessen mit einem gesunden Snack oder einem leckeren Obstsalat?"
  • Positives Verhalten loben: Lobe dein Kind, wenn es angemessen mit Wut umgeht oder sich beruhigt. Wenn dein Kind nach einem Wutausbruch in der Lage ist, sich zu beruhigen und sich zu entschuldigen, kannst du sein positives Verhalten loben und ihm sagen, wie stolz du auf es bist. Du kannst sagen: "Ich bin stolz auf dich, dass du dich beruhigt hast und dich entschuldigt hast. Das zeigt, dass du lernst, deine Gefühle zu kontrollieren und Verantwortung für dein Verhalten zu übernehmen."

 Durch die Anwendung dieser Tipps, die einer alternativen Lebensweise und gewaltfreien Kommunikation entsprechen, kannst du dazu beitragen, dass deine Kinder lernen, ihre Emotionen zu regulieren und angemessen mit Wutausbrüchen umzugehen, ohne das Kind zum Objekt deiner Bewertung zu machen. 

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